Erdöl statt Tourismus – Ecuador Rohöl Bohrstart im Yasuní-Nationalpark
Es ist soweit. Leider. Allen Naturfreunden müssten jetzt die Tränen laufen, denn Ecuador hat trotz vieler Angebote und Vorschläge nun doch damit angefangen im Yasuní-Nationalpark nach Erdöl zu bohren. Man muss kein Prophet sein, um voraus zu sehen was mit dieser Tätigkeit in einem einst geschützten Park kurz-, mittel- und langfristig in Verbindung steht. Ein Artensterben in Massen wird und kann kaum verhindert werden. Und das in einer Region, die auf dem Planeten zu den artenreichsten gehört. Mehrfach wurde der Start der Bohrungen verschoben, doch nun gibt es kein Halten mehr. Die dort seit Urzeiten lebenden Indigenen dürfen sich über die Zivilisation und ihre „fortschrittlichen“ Errungenschaften schon jetzt freuen. Vorbei ist es mit der Urwald-Idylle, wenn der Maschinenpark erst einmal richtig ins Laufen kommt. Und die Versorgung des Personals mit Arbeitsmaterial, Lebensmittels etc. zu Lande, zu Wasser und aus der Luft gewährleistet werden muss.
Wir sind dabei, ein weiteres traurigen Kapitel aus dem Buch „Wie die Menschheit sich die Erde untertan macht“ – eine Aufforderung aus der Bibel, die sehr wörtlich genommen wird – zu öffnen. Schande über uns alle. Und den, der dazu aufgefordert hat.
Auswirkungen auf die Tourismus in Ecuador? Wen schert es?
Warum sollte es die ecuadorianische Regierung scheren, wenn mit dem Start der Erdölbohrungen im Yasuní-Nationalpark, in der Tiputini Region, die heute als Block ITT (für die drei Erdölquellen Ishpingo, Tambococha und Tiputini) nur noch als Ausbeutungsgebiet gekennzeichnet ist, Besucherverluste einhergehen sollten? Bekanntlich hat das Schwarze Gold einen hohen Marktpreis. Und das ein oder andere seltene Tierchen interessiert die gierigen ecuatorianischen „Patrioten“, die hinter dem Geschäft stecken, wenig. Um nicht zu sagen: gar nicht.
Im Jahr 2007 schlug der etwas zwielichte Präsident Rafael Correa vor die Bohrplanungen einzustellen, wenn die internationale Gemeinschaft dafür einen Preis von etwas 3,6 Milliarden Dollar gezahlt hätte. Der Deal kam nie zustande und wurde 2013 endgültig auf Eis gelegt. Bis Ende des Jahres sollen täglich 200.000 Barrel Erdöl aus dem Yasuní-Nationalpark gefördert werden. Bis 2022 sollen es 300.000 Barrel sein.
Laut dem Vizepräsident Ecuadors, Jorge Glas, strebt das südamerikanische Land mit den Erdölförderungen im Yasuní-Nationalpark einer „neuen Epoche, einem neuen Ölhorizont“ entgegen. Der Öl-Staatskonzern Petroamazonas kümmert sich nun liebevoll nicht um die Flora und Fauna im Yasuní-Nationalpark, sondern um die 850 Millionen Fass Öl, die im Boden des Parks liegen.
Artenvielfalt im Yasuní-Nationalpark
Der Yasuní-Nationalpark umfasst eine Fläche von knapp 10 000 km2. Seit 1989 ist Teil der Biosphärenreservat-Liste der UNESCO. Im Gebiet hat sich eine schier unglaubliche Artenvielfalt über Millionen von Jahren angesiedelt. Allein auf einem Hektar Land können bis zu 665 Arten existieren, so viel nirgendwo sonst. Im Park gibt es mehr Baumarten als in ganz Nordamerika. Insgesamt können auf einem Hektar Nationalparkland bis zu einhunderttausend Arten leben, darunter mehr als achtzig Fledermausarten, über 150 Amphibienarten und um die 130 Reptilienspezien. Abgesehen von den verschiedenen indigenen Stämmen, wie die Tagaeri und Taromenane, die sich bis jetzt freiwillig von der „Zivilisation“ ferngehalten haben.
Schauen wir zu, wie dank unserer unendlichen Gier nach einem sowieso endlichen Rohstoff Tausende von Pflanzen, Tiere und Menschen vernichtet werden.
Man kann den Ecuadorianern nicht ein mal böse sein.. Denn wir sind das grosse Vorbild mit unserer kapitalistischen Konsumgesellschaft. Wäre da nicht so eine gewaltige Nachfrage nach besagtem Öl, so würde wohl auch nicht gebohrt werden. Letztendlich können wir mit dem Finger auf uns selbst zeigen, denn wir sind es, die immer grössere Pendlerstreken zurück legen, immer das Neuste brauchen und möglichst mobil sein wollen.
Schade, doch so klingt die Zukunft, die Vielfalt schwindet und keinen intressierts bis einestages nur noch der Mensch auf diesem Planeten lebt.
Schade das sich die Menschheit in einem System verfangen hat, das keinen Respekt vor der Natur hat, bis die Natur vielleicht eines Tages aufhört zu geben