KI oder Künstliche Intelligenz ist derzeit im Texter- und Bloggerbereich sowie in anderen virtuellen Sparten angesagt. Natürlich sind die ersten Schlaumeier auch in der Reisebloggersparte sowie bei der Erstellung von Reiseführern auf die Idee gekommen, KI anzuwenden. Klar, ist ja auch so schön einfach. Ein Programm schreibt auf der Basis einiger Prompts (Befehle) und der Nutzung weiterer KI-Programme, die dem ganzen noch einen schicken Look geben, einen Reiseführer in kurzer Zeit. Doch was taugen die Reiseführer auf der Basis von Künstlicher Intelligenz eigentlich? Zu diesem Thema ist kürzlich in der The New York Times ein interessanter Artikel erschienen. Aber wir wollen uns ja nicht nur mit den Untersuchungen der Profis beschäftigen, sondern auch unsere eigenen Erfahrungen hier mitteilen. Also zurück zum Thema: Was taugen Reiseführer, die mit künstlicher Intelligenz geschrieben wurden?

KI Reiseführer – so schlecht wie andere Reiseguides

Ich bin seit über 20 Jahren in dem Business. Habe selbst ein eigenes Reiseunternehmen in Südamerika. Ich war 5 Jahre in Thailand und auf den Philippinen in der Branche tätig. Somit kann ich auf einige Erfahrungen verweisen. Festzustellen bleibt im Allgemeinen, dass gedruckte Reiseführer nur oberflächlich betrachtet etwas taugen. Eigentlich taugen sie fast nichts. Vor allem, wenn man weiß, wie solche Machwerke entstehen. Da reist einer herum, der von dem Land absolut keine Ahnung hat, aber er kennt die Sprache. Also wird das Internet nach halbwegs interessanten Touristen-Highlights in der Landessprache durchkämmt. Klar, da findet er genügend Hinweise. Kurz noch in ein paar sozialen Netzwerken ein paar Kommentare (wenn überhaupt) angeschaut und schon ist der Absatz zu einem Reiseziel fertig. Das funktioniert noch relativ gut bei Bauwerken, Nationalparks etc. Werden dann aber Hotels, Gasthäuser und andere Arten von Unterkünften beschrieben, kommt oft nur Lug und Trug bei der Sache raus. Warum? Ganz einfach, weil es in vielen Ländern bzw. Touristenorten ein oder zwei Saisonzeiten gibt. In Uruguay zum Beispiel dauert in manchen Orten die Saison 6 Wochen. Das heißt: Die Objekte werden jeweils pro Saison von den Eigentümern der Häuser vermietet. Kommt dann unser Herr Reiseführerautor zufällig mal vorbei und denkt nach einer Mahlzeit oder einem Aufenthalt: „Hmm, eigentlich ganz ok“, und schreibt seine Eindrücke auch noch nieder – heute noch einfacher mit KI – dann folgen Käufer der Reiseführer diesen Ratschlägen. Der Hammer bei der Sache ist allerdings. Bevor der Reiseführer überhaupt auf dem Markt erscheint, hat schon wieder der Besitzer gewechselt. Dieser kann besser oder schlechter als der damalige Betreiber sein. So geht das durch die Bank, mit Reiseanbietern vor Ort. Spannend auch die Idee, sich gute Kritiken zu kaufen. Sie glauben es nicht? Dann sind Sie blauäugig.

Südamerika Reiseziele

Südamerika Reiseziele

Amazon: ChatGPT schreibt gute Reiseführer?

Die New York Times hat sich mit dem Thema Reiseführer auf Amazon, die von nicht existierenden Autoren geschrieben wurden, beschäftigt. Gefunden wurden nämlich von den Autoren zahlreiche Reiseführer, die auf der KI von Plattformen wie ChatGPT basieren. Wie funktioniert das? Generell ganz einfach, wenn man weiß, wie solche KI-Plattformen wie ChatGPT oder Copia.ai funktionieren. Es wird einfach nur mit einem Sprachbefehl eingegeben und schon legt KI Bing oder andere KI Textplattformen los damit, Antworten zu geben. Klar, wer gute Fragen (Prompts) stellt, bekommt auch bessere Antworten. Aber halt keine guten und vor allem keine neuen. Diese KI-Cracks, die möglicherweise weder den Boden des betreffenden Reiseziels betreten haben, noch irgendwie überhaupt was mit Reisen zu tun haben, erstellen einen fiktiven Autor, der in der Präsentation sehr seriös wirkt und einen interessanten Lebenslauf hat – selbstverständlich mit KI erzeugt – und wirken dann wie erfahrene Reiseexperten. Selbst das Foto des Autors ist eine Fälschung. Ein paar Anpassungen, ein bisschen optischer Schnickschnack mit weiteren KI-Programmen und schon kann das Buch auf Amazon veröffentlicht werden. Die clever gemachten Machwerke auf der Basis von künstlicher Intelligenz locken dann über einen Print-on-Demand-Service die naiven Käufer an. Auffällig ist, laut den Autoren der New York Times, dass solche Reiseführer oft billiger als die Reiseführer bekannter Verlage sind. Aber man weiß ja jetzt auch warum.

Hotel Reiseführer

 

Falsche Angaben in billigen Reiseführer, die mit KI geschrieben wurden

Viele, die sich mit ChatGPT oder ähnlichen Programmen intensiver beschäftigen, wissen natürlich, was von solchen künstlich produzierten Texten zu halten ist. Nämlich nichts. Oder ziemlich wenig. Denn, meist macht sich der Autor der kopierten Textbausteine nicht einmal die Mühe, den Wahrheitsgehalt zu überprüfen. Schnell kommt dann eine Menge Stuss zusammen. Sie fragen sich dann, wie man die Nutzer dazu bringt, ein solches Buch zu kaufen? Nichts einfacher als das. Die „Autoren“ solcher KI-Reiseführer kaufen sich positive Rezensionen bei Drittanbietern, um sie danach auf Amazon zu publizieren. Da wird dann gelogen, was das Zeug hält. Alles wird in höchsten Tönen gelobt. Bis dann die ersten Beiträge unzufriedener Käufer erscheinen, haben diese bereits eine hohe Anzahl von Exemplaren verkauft, die die Erstellung solcher KI-Reiseführer lohnt. Achten Sie mal beim nächsten Kauf eines Reiseführers bei Amazon darauf, wie die Bewertung ausfällt.  Generell haben solche mit künstlicher Intelligenz erstellten Reiseführer 5 oder 1 Stern. In der Mitte finden Sie nichts.