Kuba Tourismus: Wird der amerikanische Tourist das Land verändern?
Seit dem die Amerikaner die wirtschaftlichen Beziehungen zu dem einstigen Klassenfeind Kuba, der er zwar theoretisch immer noch ist, aber nicht mehr lange sein wird, gelockert haben, tut sich etwas auf der grossen Antilleninsel. Und das sicherlich nicht nur in positiver Hinsicht. Schon jetzt geht das Gerschachere um die besten Plätze in eine heisse Phase. Mit der Öffnung des Landes wird vor allem eins ins Land kommen: Dollars. Und eins wird mit Sicherheit verlorengehen – die eigene Identität. Denn, wenn Kuba in den vergangenen Jahrzehnten während seiner Abgeschottenheit für etwas stand, dann war es das charmante unvergleichliche kubanische Flair. Das allerdings wird mit Sicherheit dem amerikanischen Mammon zum Opfer fallen. In wieweit der amerikanische Massentourismus und natürlich auch der Kuba Tourismus, der in anderen Länder auf die Insel jetzt fokussiert wird, seine Auswirkungen haben wird, wird man bald erkennen.
Besucherzahlen auf Kuba
Schon seit geraumer Zeit hat sich der Kuba Tourismus Zweig in Kuba zum am schnellsten wachsenden Wirtschaftssektor und zur Devisen-Haupteinnahmequelle entwickelt. Grund war das kostengünstige und unverfälschte Urlaubserlebnis, das es ansonsten in der Art in der Karibik seit langen Zeiten nicht mehr gibt. Damit ist bald Schluss. Wer Kuba noch in seinem Originalzustand (der sicherlich nicht überall schön ist) erleben will, muss sich sputen. Noch waren es in den vergangenen Jahren eher die Kandier, Deutsche, Argentinier und Reisende aus anderen Ländern, die sich nach Kuba aufmachten. Insgesamt kamen im Jahr 2014 etwas mehr als 1,6 Millionen Besucher auf die Insel. Doch jetzt schon macht sich Kuba auf den Massenansturm der US-Amerikaner bereit. Allerdings wird das Land nicht viel dem gefrässigen Mammon entgegenzusetzen haben. Auch, dass die Wirtschaft immer noch zu 90 Prozent unter staatlicher Kontrolle steht, und das US-Embargo nur schrittweise aufgehoben wird, wird dem Land und seiner Bevölkerung nicht helfen.
Schon jetzt ist Wirtschafts- und Tourismusexperten klar, Kuba ist nicht bereit für den US-Massentourismus. Nur 90 000 US-Amerikaner, viele mit kubanischen Wurzeln, dazu Sportler, Politiker und Funktionäre dürfen offiziell nach Kuba reisen, doch das Business läuft an. Es geht weniger darum, dass Kuba nicht die Bedürfnisse der mit Geld um sich werfenden amerikanischen Touristen befriedigen kann. Es geht vielmehr darum, wie sich Mensch und Land in Kürze mit dem Einfall der Amerikaner verändern wird. Ein Bericht im Spiegel mit dem Titel: „Niedergang der Alpen: „Eine völlig durch rationalisierte Party-Industrie“ zeigte kürzlich was passiert, wenn der Massentourismus in einer Region Einzug hält. Der Tiroler Fotograf Lois Hechenblaikner, zeigt an Hand krasser Fotos aus verschiedenen Epochen den, wie er es drastisch ausdrückt: „Auffahrunfall zweier Kulturen.“ Da Kuba nur ein Katzensprung vom amerikanischen Festland entfernt liegt, und dort Millionen potenzieller amerikanischer Touristen schon in den Startlöchern zum Sprung über die Floridastraße setzen, kann sich jeder unschwer vorstellen was dank des Kuba Tourismus in Kürze passieren wird.
Vorteile für die einheimische kubanische Bevölkerung
Sicherlich wird mit dem Einfall der Amerikaner in vielen Ecken Kubas die finanzielle Armut verschwinden. Was aber gleichzeitig kommen wird, ist eine geistig-soziale Armut. Nichts wird mit dem Mammon so sein wie früher. Geldgier, Neid und Missgunst wird die kubanische Bevölkerung vereinnahmen. Immer grösser, immer mehr, immer reicher, das sind die Prämissen, die für den Kubaner bald zum Götzen werden. Die alten, seit 60 Jahren liebevoll gepflegten US-Karossen, die wie kaum etwas anderes für Kuba stehen, werden aus den Strassenbildern verschwinden. Hässliche Modernität wird die verbrauchte aber nicht hässliche Architektur in den Altstädten von Havanna, Santiago de Cuba und anderen ersetzen. Die Kubaner, einst bewundert für ihren Erfindungsreichtum und der Gabe aus nichts etwas zu machen, werden bald (zumindest ein Teil) als Touristenguides, Lakaien, Barkeeper, Hausmädchen etc für den Amerikaner rund um die Uhr präsent sein müssen. Ob das zu einem gerechten Lohn passiert – wer weiss das schon?
Erwiesen ist, dass Entwicklungsländer, die in einem hohen Grad abhängig vom Tourismus sind, in eine gefährliche wirtschaftliche Monokultur driften, die sich schon bei geringsten Wechselkursschwankungen oder anderen natürlichen Ereignisse wie Hurrikans fatal auf die Volkswirtschaft ausweisen kann. Zudem werden grosse amerikanische Hotelketten wie so oft zwar in das Land mit neuen Hotelbauten investieren. Doch die Gewinne werden mit Sicherheit nicht im Land bleiben. Schon jetzt werden mit Sicherheit im Hintergrund die Steuervergünstigungen an die Hotelketten gewährt, wenn diese auch noch nicht genutzt werden können.
Was passiert mit dem ganzen zusätzlichen Müll? Der Kuba Tourismus ist darauf nicht vorbereitet. Was passiert mit der Meeresfauna? Der amerikanische Möchtegern-Abenteurer wird Jagd auf alles machen, was grösser als 1 m ist. Der versoffene amerikanische Schriftsteller Ernest Hemingway, der zwar gute Bücher schrieb, ansonsten aber ein ziemlicher Looser war, hat es ja vorgemacht.
Der amerikanische Massentourismus auf Kuba und seine möglichen Folgen
Nicht alle werden von dem Kuba Tourismus Boom profitieren, der mit den amerikanischen Touristen ins Land kommt.Einige werden wie immer zu den Verlierern gehören. Sie werden von windigen Geschäftemachern um Grundstücke und Wohnungen gebracht und darben dann wieder ganz unten in der Gesellschaft. Mit dem Massentourismus wird auch die Kriminalität ins Land kommen. Und wie schon erwähnt, in dem Zimmermädchen oder dem Chauffeur, die dem reichen Ami zugange sein müssen, kommt Neid auf. Auf die lokalen Sitten und moralischen Werte hat der Ami noch nie Rücksicht genommen. Schliesslich kann man seiner Meinung nach ja alles kaufen. Mit dem Amerikaner, das ist sicher, kommt nach Kuba ganz schleichend der Neokolonianismus. Dem Kubaner wird es dann bewusst, dass er wieder dort ist, wo er schon einmal war, als die Spanier kamen, wenn es zu spät ist.
Fotos aus Wikipedia
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