Wir besuchen eine der fruchtbarsten Regionen Argentiniens, das Gebiet um Cuyo. Hier treffen wir auf einen Landstrich, der einen Hauptwirtschaftsfaktor für Argentinien darstellt und gleichzeitig abwechslungsreich an Geschichte, Kultur, Klima und Geographie ist. Die Region Cuyo umfasst die drei Departments Mendoza, San Luís und San Juan. Die fast immer strahlende Sonne ist charakteristisch für Cuyo.

Ein anderes Charakteristikum von Cuyo neben dem Wein, dessen Bouquet in der gesamten Welt bekannt ist, sind auch die Kordilleren der Anden, die hier ihre höchsten Erhebungen haben.
Der Aconcagua mit seinen 6.959 m ist der höchste Berg des amerikanischen Kontinents, der jedes Jahr Alpinisten aus der ganzen Welt in seinen Bann zieht.

Von Argentinien nach Chile mit dem Bus

Am  Fuss der Gebirgskette liegt die Provinz Mendoza mit der gleichnamigen Hauptstadt auf 761 m.ü. d. M.. Die Stadt wurde auf Geheiss des damaligen Gouverneurs Gonzalo Hurtado de Mendoza am 2. Februar 1561 von dem Hauptmann Pedro del Castillo unter dem Namen “Ciudad de Mendoza, nuevo valle de Rioja” gegründet. Nach dem der Ort zeitweilig aufgegeben wurde, wurde er 1562 von Juan Jufré wiedergegründet und entwickelte sich im Laufe der Jahre zu der wichtigsten Stadt in der östlichen Vorandenregion, die besondere Handelsbeziehungen zu Santiago und Valparaíso unterhielt.

Genau drei Jahrhunderte nach seiner Wiedergründung wurde die Stadt von einem Erdbeben dem Boden gleichgemacht und 12.000 Einwohner verloren dabei ihr Leben. Nur die Pfeiler und Fundamente einiger Bauwerke, die nicht aus Lehm errichtet waren, überstanden das Erdbeben, so auch die Pfeiler der beiden Kirchen San Augustín und San Francisco. Der Ort wurde etwas weiter wieder aufgebaut.

Momentan zählt die Stadt ca. 600.000 Einwohner. Besonders beeindruckend ist der Park San Martín. Auf einer Grundfläche von 419 ha stehen mehr als 500.000 Bäume verschiedener Arten und in unmittelbarer Nähe liegt ein künstlicher See, ein Rosengarten mit mehr als 700 Arten, die Universität, die Pferderennbahn, das Fussballstadion, ein kleiner attraktiver Zoo, in dem sich die Tiere in einem natürlichen Umfeld  frei bewegen und das archäologische Museum, das ganze erscheint praktisch wie eine kleine Stadt in einer Stadt.

Interessant und angenehm für den Besucher ist es die Stadt mit einem sogenannten “mateo” (Pferdekutsche) zu erkunden. Vom Cerro de la Gloria hat mam einen herrlichen Blick über die Stadt.
Am Fusse des Cerros liegt das Amphietheater Frank Romero, in dem alljährlich eine Woche lang die Fiesta de la Vendimia gefeiert wird, ein Fest das die Geschichte des Weins ehrt. Das für die Region bedeutsame Fest bietet einen willkommenen Anlass für einen Besuch der Stadt. Hoch her geht es dabei, viel Folklore, Umzüge und die Wahl der Festkönigin beherrschen Ende Februar eine Woche lang das Bild der Stadt.

Die zahlreichen Bäume und Anlagen der Stadt werden übrigens durch ein freiliegendes Kanalisationssystem (450 km) gespeist, das während der Eisschmelze in den Bergen oft viel Wasser mit sich führt und überall zugegen ist.

Der Plaza de Independencia ist der Dreh- und Angelpunkt von Mendoza, hier finden  an den Wochenenden vielfach Konzerte statt. Die Avenida San Martín stellt die Nord- Südachse der Stadt dar und ist gleichzeitig eine vielbesuchte Strasse mit einem regen Geschäfts- und Gastonomieleben. Vor allem am Abend und während der Nacht sieht man sich einer Vielzahl von Restaurants gegenüber, die Fleisch- und Fischgerichte anbieten. In Mendoza versteht man es üppig zu essen und ausgiebig zu trinken.

 

Über die Anden

Entlang der Ruta, die Mendoza mit Santiago de Chile verbindet, passiert man  kleine Schluchten und Täler mit ihren malerischen Ortschaften. Überall rechts und links der Strasse stehen weit hinaufreichend die Rebstöcke der geschätzten Weine aus Mendoza.
Die Natur ist überall präsent, vorbei geht es weiter an Thermalbädern und an Skigebieten wie Los Penitentes und Las Leñas, in die Anden immer weiter hineindringend.
Zwei Wege schlängeln sich von Mendoza über die Anden und beide bieten jeweils eine Vielfalt von Attraktionen. Einer führt über Villavicencio, einem Ort aus dem der grösste Teil des gesamten Mineralwassers Argentiniens gewonnen wird. Über den alten Militärweg, der Ruta Nr. 7, geht es in die Vorandenregion durch die Sierras hindurch, die mit einer reichhaltigen autoktonen Flora bewachsen sind.

Dieser alte Transanden-Weg existiert schon ewig und war lange Zeit der einzige, bis eines Tages hunderte Tonnen von TNT einen Weg durch die Quebrada del Río Mendoza öffneten.
Zuerst geht es etwas holprig neben der Eisenbahnstrecke Transandino, doch später wird der Weg asphaltiert und bequemer. Im Gran Hotel Villavicencio hat man die Möglichkeit eine kleine Rast zu machen und die Mineralwasserquellen zu besuchen.
Danach geht es weiter aufwärts von 1800 m auf 3000 m bis nach Los Caracoles (die Schnecken), wegen seiner 365 engen Kurven so genannt.  Sollte man hier etwas verweilen wollen, so muss man in Betracht ziehen, dass es täglich nur eine An- und eine Abfahrt gibt.

Der Blick von Cruz del Paramillo (3000m) ist umwerfend.
Von hier aus geht es abwärts bis nach Valle Uspallata. Entlang der Abfahrt kann man auf beiden Seiten versteinerte, riesige Baumfossilien bewundern, die von dem Evolutionstheoretiker und Naturforscher Charles Darwin schon 1835  beschrieben wurden.

Die zweite Alternative die Anden zu passieren führt über die Routa Panamericana. Diese Möglichkeit bietet  einen Einblick auf die Sommerresidenzen de Chacras de Coria und einen spektakulären Ausblick auf den Vulkan Tupungato (6800m), später sieht und fühlt man dann den beeindruckenden Kontrast zwischen den steinigen Serranías und dem grünen Tal des Río Mendoza.

Die Schlucht von Cacheuta haben die Wassermassen gebildet, die einen tiefen Spalt in den rosa schimmernden Granitstein gegraben haben.
In der Ortschaft Cacheuta fand man 1877 Öl und baute dann eine Pipeline bis hinunter nach Mendoza, gleichzeitig begann man auch die Thermalquellen zu nutzen. Ein riesiger Erdrutsch, der vom Gletscher Nevado del Ploma 1934 herunter ging, verschüttete und zerstörte damals das Luxushotel von Cacheuta mit seinen Thermalbädern.

In Potrerillos ist es Zeit für eine Rast, denn hier gibt es die Möglichkeit für Reitausflüge, Wanderungen oder Skifahren in den naheliegenden Abfahrten von Vallecitos, einem der ersten und bedeutendsten Skigebiete von Argentinien.Einige der Pisten beginnen in 3.350 m Höhe.

Weiter über die Ruta Panamericana passieren wir eine Region, die gespickt ist mit Vulkanen, Cerros, kristallklaren Bächen, Tunnels, steil abfallenden Strassen, die uns bis hin nach Valle de Uspallata begleiten.
Von dem Tal Richtung Westen dringt die Ruta in die Hochgebirgszone.
Die Eisenbahn begleitet uns nun eine Zeit lang und wir fahren an kleinen Bahnhöfen und ehemaligen Minenortschaften vorbei, die sich in und hinter den Schluchten verstecken und die alljährlich Opfer der Wassermassen bei der Schneeschmelze waren.

Den Arroyo Picheuta überqueren wir über eine 7m hohe Steinbrücke, eine der ältesten des ganzen Landes und ein architektonisches Schmuckstück. Immer wieder begeistert uns das Farbenspiel, das uns die Wände der gigantischen Steine vermitteln, die mit Eisen- und Kupferoxiden durchsetzt sind. Ca. 164 km von Mendoza entfernt erreichen wir den Wintersportort Los Penitentes. Der Ort bietet alle Freizeitaktivitäten im Winter wie auch im Sommer. Ist die Wintersaison vorbei so kommen im Sommer die Wanderlustigen. Trekking und Rafting sind dann angesagt.

Weiter geht es über die Ruta Internacional ca. 7 km bis zu der bekannten Puente del Inca, einer natürlichen Brücke über den Río Las Cuevas Manantiales. Thermalquellen sprudeln aus den Tiefen der Schlucht, bei denen die chemischen Reaktionen verschiedene Farbspiele an den Felsen auslösen, zuweilen fast surrealistisch.

Die Ruinen, denen man hier begegnet, haben nichts mit dem antiken Inkareich zu tun, könnten aber doch einen Background für eine Spielfilmkulisse abgeben. Sie sind die Relikte eines alten Hotels, das dem Zorn der Berggötter zum Opfer gefallen ist.
Wenige Kilometer hinter der Puente del Inca, öffnet sich rechterhand das Valle de los Horcones. Es lohnt sich, sich etwas weiter einwärts in das Tal zu begeben, um dann von dort aus die spektakuläre Südostwand des Aconcagua zu betrachten. Hier dominiert der höchste Berg Amerikas die Landschaft. Wie ein Leuchtturm ragt er aus den Gesteinsmassen mächtig hervor.
Sein Inka-Name ist “Ackon-Cahuac” und bedeutet so etwas wie Wächter des Steins.

Vielfach muss wegen des starken Schneefalls die Strasse gesperrt werden. Bis zu 4m Höhe erreichen die Schneemassen in der Winterzeit (Juni- September). Die Ruta 7 gipfelt in dem Grenzort Las Cuevas auf 3.196 m.ü.d.M., einer Zollgrenzstation. Von hier geht es zuerst über eine Serpentinenstrasse und dann durch einen modernen 3.183m langen Tunnel hinüber nach Chile. Auf einer  Höhe von 3.800m thront die imposante Steinstatue Christo Redentor, von wo aus man den Aconcagua in all seiner Prächtigkeit bestaunen kann.