Ich wohne gerade mal 40 Kilometer von Piriapolis entfernt in einem kleinen verschlafenen Fischernest in Richtung Montevideo. Zuweilen gönne ich mir mal den Spass und mache einen kleinen Ausflug nach Piriapolis. Irgendwie muss ich dann immer schmunzeln, wenn ich dem Ort ankomme. Es kommt mir jedes mal vor als hätte mal wieder so ein überreicher Latino in früheren Zeiten ein Europa Reisebildband in der Hand gehabt, darin ein oder zwei Fotos von Nizza und Monaco gesehen und dann sich gedacht: geil, so was bau ich mir auch mal hier hin. Das Gedachte wurde dann auch in den Tat umgesetzt. Fernando Juan Santiago Francisco María Piria de Grossi hiess der Megalomano was so viel wie Grössenwahnsinnige in Spanisch heisst, der die Stadt 1890 gründete.


Fernando Piria de Grossi baut Piriapolis

Vielleicht hat der uruguayische Geschäftsman ja die Strände seiner italienischen Heimat vermisst. Oder wer weisse welchen Gaul den Mann geritten hat, als er sich unter den Bergkuppen Cerro Pan de Azúcar, Cerro del Inglés und Cerro del Toro ein riesiges Grundstück von 2 700 Hektar gekauft hatte, um dort einen Ferienort aus dem Nichts zu stampfen. Auf jeden Fall hat er die Location gut gewählt, denn die Bergkuppen geben einen tolles Panorama ab. Auf einen der Kuppen könnt ihr mittlerweile auch mit einer Seilbahn rauffahren, obwohl man das nicht muss, denn so ein gewaltiges Unternehmen ist der Aufstieg auf keinen Fall.

Piriapolis Luftaufnahme Uruguay

Piriapolis Luftaufnahme Uruguay

Piriapolis - Blick auf den Rio de la Plata

Piriapolis – Blick auf den Rio de la Plata

Piriapolis Maldonado Hafen

Piriapolis Maldonado Hafen

 

Ihr könnt über Buenos Aires anreisen, oder ihr fliegt direkt nach Montevideo. Es erwartet euch einer der schönsten Flughäfen der Welt. Ein Flug nach Buenos Aires kostet so um die 870 Euro und ein Flug nach Montevideo um die 1100. Je nach Jahreszeit.

Strände in Piriapolis

Playas gibts vor und ausserhalb der Stadt genug. Einige liegen direkt unter der Rambla, also der Strandpromenade, die ziemlich der in Nizza ähnelt, aber doch nur ein billiger Abklatsch davon ist. Kommt ihr allerdings am Hotel Argentino vorbei, dann meint ihr fast vor dem Negresco zu stehen. Der Protzbau galt damals als einer der grössten und elitärsten auf dem ganzen Kontinent. Heute steht er zwar noch da, hat aber keine internationale Klasse mehr. Irgendwie passt er auch nicht dahin. Genauso wie das Castillo de Piria. Das Schlösschen ist auch so eine Spinnerei, die überhaupt nicht in das Bild des Orts passt. Man fragt sich wirklich was sich der Typ dabei gedacht hat. Dennoch hat der Ort ein gewaltiges Potenzial. Die Lage ist perfekt, die Umgebung ist spitze und auch das touristische Angebot passt. Zumindest im Sommer, wenn alles geöffnet hat und der eigene Geldbeutel gut gefüllt ist. Aber auch wer nicht über das passende Budget verfügt, der geht etwas ausserhalb von Piriapolis zum Beispiel auf dem Öko-Campingplatz EL Eden zelten und knallt sich dann an einen der Strände. Ihr könnt auswählen, ob ihr am Playa Grande, Playa Hermosa, Playa Verde, Punta Colorada, San Francisco, Punta Negra, Sauce de Portezuelo, Ocean Park oder einigen anderen sonnen wollt.

Piriapolis Rambla Strandpromenada vom Cerro San Antonio

Piriapolis Rambla Strandpromenada vom Cerro San Antonio

Piriapolis by night

Piriapolis by night

Piriapolis – mit Hafenromantik auf Fotos

Die Stadt am Rio de la Plata, die im Sommer aus den Nähten platzt und im Winter mit ihren knapp 9000 Einwohnern eher wie ein verschlafenes Nest aussieht, könnt ihr aber immer besuchen. Ich finds im Winter sogar schöner, und wie ich beim letzten Besuch gesehen habe, einige Segler aus Europa auch. Segler mit ihren fetten Segeljachten aus Frankreich und Spanien hatten da gerade angelegt. Der kleine Hafen direkt unter dem ersten Cerro sieht von oben wie ein Spielzeughafen aus – so Typ Lego….. richtig nett. Ätzend find ich allerdings das immer gleich schlechte und sau teuere kulinarische Angebot entlang der Rambla. Typische Abzocke. Fast wie überall auf der Welt. Ist mal was gut, kommen die Geier und machen den Reibach. Na ja, mir solls egal sein. Ich kauf mir was in einem Supermarkt und setz mich auf die Kaimauer im Hafen.