Ein echter Kassenschlager in den deutschen Kinos, war in den 50er Jahren der Film „Das Haus in Montevideo“. Angeblich handelte es sich bei dem Haus in dem Curt Goetz Theaterstück um ein Bordell. In Wahrheit war es im fiktiven Roman ein sauberes Mädchenpensionat. Im Film zu dem Stück wurde das Ehepaar Nägler von dem unvergessenen Heinz Rühmann und seiner Partnerin Ruth Leuwerik gespielt. Es gibt allerlei Anspielungen auf lasterhaftes Verhalten in dem Haus in Montevideo, doch alles ist natürlich nur eine Verwechslung. Als sündige Metropole kann man Montevideo sicherlich nicht bezeichnen.  In dieser Hinsicht hat das gegenüberliegende Buenos Aires sicherlich mehr zu bieten, doch ich zeige  euch heute mal die besten Kneipen in Montevideo. Einige sind echte Klassiker, die schon ein paar Jahrzehnte auf dem Buckel haben. Wer sich einmal durch das Nachtleben der kleinen Tango-Metropole kämpfen will, der sollte auf jeden Fall hier Station machen.

Kneipenkultur in Montevideo

Almacén Cavalieri

Wenn man einmal einen alten Gemischtwarenladen sehen will, dann sollte man dem Almacén Cavalieri einen Besuch abstatten. Etwas ausserhalb der City in der ländlichen Zone von Montevideo wurde im Jahr 1920, in einem typisch für diese Gegend einstöckigen Gebäude, dieser Laden eröffnet. Für die Menschen in dieser Region bedeutete der Laden nicht nur Versorgungs- und Proviantstation sondern auch Treffpunkt- und Kommunikationszentrum. In den Regalen liegen noch viele alte Utensilien und Gebrauchsgegensstände, die die Landbevölkerung damals benötigte.
Das Almacén Cavalieri funktioniert aber nicht nur als Gemischtwarenladen sondern auch als kleine Bar und wer sich die Haare schneiden lassen will, kann das auch hier tun. Nostalgie in allen Ecken.
Adresse: CNO. DE LA REDENCIÓN (ESQ. FCO. AZAROLA)

altes Stadttor Montevideo

altes Stadttor Montevideo

Almacén del Hacha

Aus den letzten Jahrzehnten des XVIII. Jahrhunderts, noch bevor überhaupt das Cabildo und die Iglesia Matriz errichtet wurden, stammt das Almacén del Hacha. Einst war es unter dem Namen „La esquina pulpería de Juan Vázquez“ bekannt und galt als das älteste Handelsgeschäft von Montevideo. Über Jahrzehnte hindurch war das Almacén und Bar del Hacha Zentrum des sozialen Lebens der Menschen des Stadtviertels Guruy.
Heute hat sich das Haus zwar der modernen Ansprüchen etwas angepasst, doch spürt man weiterhin noch in allen Winkeln die allgegenwärtigeVergangenheit. In der Bar sollte man sich einmal den Zuckerrohrschnaps (Caña) zu Gemüte führen.
BUENOS AIRES 202 / 206 (ESQ. MACIEL)

Café Bacacay

An einem neuralgischen Punkt der Ciudad Vieja, dort wo Vergangenheit und Gegenwart aufeinandertreffen, steht das bekannte Café Bacacay. Das altehrwürdige Theater Solís, eröffnet 1856, und die vielen modernen Geschäfte stehen hier dicht beieinander. Das Café Bacacay liegt in der Fussgängerzone in der gleichnamigen Strasse und wurde als Bar “del Vasquito” schon vor Jahrzehnten eröffnet. Das Bacacay wurde zwar in seinen Innenräumen vollständig renoviert, doch spürt man immer noch das Flair der vergangenen Zeiten. Die Küche ist international und bietet Pasta-, Fleisch-, und Fischgerichte.
Von der Aussenbestuhlung aus kann man wunderbar dem geschäftigen Treiben in der Altstadt zuschauen.
BACACAY 1310 (ESQ. BUENOS AIRES)
www.bacacay.com.uy

Café Brasilero

Schon im Jahr 1877 öffnete das Café Brasilero seine Pforten. Nachdem es dann am Anfang des XX. Jahrhunderts den Besitzer wechselte, entwickelte sich das Café schnell zu einem Treffpunkt der lokalen Boheme von Montevideo. Der Hauch der damaligen Art Nouveau prägte das Ambiente des Cafés und der Zeit. Nach einer langen Durststrecke bei der der Zerfall des Cafés drohte, erlebt das Brasilero Anfang der 80ger Jahre eine Renaissance.
Man fühlt sich einfach wohl in dem schönen, urigen Café mit den hohen Glasfenstern.
ITUZAING” 1447 (ESQ. 25 DE MAYO)

Tangobar FunFun

Die Bar und Tangueria Fun Fun ist wohl einer der bekanntesten, wenn nicht sogar der bekannteste Gastronomiebetrieb in Montevideo. Mehrmals hatte die Bar schon seit ihrer Gründung im Jahr 1895 ihren Standort gewechselt, doch hat sie ihr inneres Gesicht bis heute im Original bewahrt. Schon der legendäre Tangostar Carlos Gardel hat im Fun Fun seine La Uvita getrunken, ein Getränk, dessen Zusammensetzung geheim und patentiert ist. Mehrmals wöchentlich gibt es abends Tango Live aber auch Rockklänge sind zuweilen zu hören.
Die Baar Fun Fun (kein Druckfehler) sollte man auf keinen Fall bei einem Besuch in Montevideo auslassen. An der schönen Theke fühlt man sich wie in der heimischen Eckkneipe. Die Gerichte sind einfach und bestehen aus kleinen Pizzen und Tapas. Die Preise sind nicht die billigsten aber für einen Europäer durchaus bezahlbar. Das Ambiente ist es wert.
www.barfunfun.com 0598 2 915 8005 CIUDADELA 1229 (MERCADO CENTRAL)

Stadtzentrum Montevideo Plaza de Indepedencia

Stadtzentrum Montevideo Plaza de Indepedencia

Café Pedemonte

Das Café Pedemonte liegt ziemlich in der Nähe der Kathedrale mitten in der Altstadt. Uruguayische Geschichte immer ganz nah dabei. Erst kürzlich wurde das Café wieder eröffnet und trägt somit zu einer erheblichen Verbesserung des gastronomischen Infrastruktur Montevideos bei.  Der relativ kleine Innenraum hat noch eine zweite Etage, die sich über die Theke zieht. Auffällig ist auch das Bronzeemblem über dem Eingang.
Das Café Pedemonte ist eine gastronomische Institution in Montevideo und probieren sollte man auf jeden Fall einmal die frisch zubereiteten Sandwiches (a la vista).
BARTOLOMÉ MITRE 1373 (ESQ. P. VIEJA)

Bar Roldós

Die Bar Roldós im Mercado del Puerto ist in ganz Montevideo bekannt. Das hängt auch mit dem „ Medio medio“ zusammen, einem Getränk, das aus 50% Weisswein und 50 % Champagner besteht und im Roldós vor ewigen Zeiten kreiert wurde. Die  Bar öffnete ihr Türen schon im Jahr 1896 und ist eine gastronomische Institution der Stadt. An der urigen Theke versammeln sich neben den zahlreichen Touristen auch viele Einheimische. Um die Bar herum gibt es die besten und grössten Parilladas Grillrestaurants) der Stadt. Das Roldós im viel besuchten Puerto del Mercado ist ein Besuch wert. Das Treiben im Mercado ist unglaublich, besonders zur Mittagszeit. Der Grillduft der verschiedenen Grillhäuser hängt überall in der Luft und getrunken wird was das Zeug hält, doch muss man früh anfangen, denn um 17 Uhr ist der ganze Spass schon vorbei.

Bar Tabaré

In der ersten Hälfte des XX.Jahrhunderts setzte sich ein neues Geschäftsprinzip in Montevideo durch. Man verknüpfte den Lebensmittel- und Gemischtwarenladen mit einer Bar. Viele der alten Häuser sind im Laufe der Zeit verloren gegangen, doch die Bar Tabaré hat überlebt. In der Bar dominiert Rustikalität das Ambiente, hervorgerufen durch die schönen, dunklen Hölzer, die bei der Einrichtung verwendet wurden.
Die kleine Bar Tabaré wurde einst von der Zeitschrift Times zu den hundert besten Bars der Welt gezählt. Die Speisekarte ist klein aber exquisit.
Ein Besuch der Bar Tabaré kann man nur empfehlen, das Ambiente ist  umwerfend. Die Preise sind etwas teurer aber ok. Ein Tagesgericht kostet um die sechs Euro.
www.bartabare.com
ZORRILLA DE SAN MARTÍN 152 (ESQ. TABARÉ)

Don Trigo

Im Stadtteil Pocitos liegt die alte Bar und Almacen Don Trigo, die schon 1890 eröffnet wurde. In dem alten, rustikalen Stil ist die Bar auch soweit erhalten geblieben. In den 60ger Jahren des vergangenen Jahrhunderts versammelten sich im Don Trigo die Studenten der Kunsthochschule, später entwickelte sich die Bar zu einem echten gastronomischen Renner. Die Küche setzt ihre Akzente auf die einheimischen Grillspezialitäten ohne jedoch einseitig zu sein. Des öfteren wird Livemusik angeboten.
Sehr schön ist  die Aussenbestuhlung im Don Trigo Parque, wie überhaupt das ganze Ambiente sehr ansprechend ist. Die Preise sind bezahlbar und belaufen sich um die 6-8 Euro für ein Gericht.
http://www.dontrigo.com
GABRIEL PEREYRA 3201 (ESQ. PEDRO BERRO)

Bar 62

Die Bar 62 wurde zeit ihres Lebens immer von Fahrgästen der verschiedenen Transportmittel frequentiert, da ihr Standort an einer zentralen Haltestelle liegt.Waren es früher die Passagiere der Trolleys und der Trams, so sind es heute die Passagiere der Busse. Die Bar hat sich einen gewissen Ruf im Laufe der Jahre erworben, die auch der amerikanische Filmschauspieler Mikey Rourke zu schätzen wusste, der hier mehrmals während der Dreharbeiten zu dem Spielfilm The Informer mit seiner Crew Unmengen von Fleisch verschlang.
Die Bar 62 ist urig, gemütlich mit einer ansprechenden Speisekarte, die viel lokale Grillspezialitäten bietet.
MIGUEL BARREIRO 1037 (ESQ. CHUCARRO)

La Giraldita

Mit Theken, Vitrinen, Tischen und Stühlen ist die typische Almacen Bar La Giraldita eingerichtet und an den Wänden hängen noch alte Anschläge von Gästen, die im Gemischtwarenbereich kaufen und verkaufen wollten. Sehr urig ist die gesamte Einrichtung und man fühlt sich leicht in die vergangenen Zeiten zurückversetzt.
JOSÉ BENITO LAMAS 2745 (ESQ. ENRIQUE MUÑOZ)

Los Yuyos

Seit den ersten Tagen in denen die ersten Pulperías (Gemischtwarenladen mit Kneipe) ihre Türen öffneten, wurde von den Gästen der Zuckerrohrschnaps Caña konsumiert, und das Los Yuyos bildet da keine Ausnahme. Los Yuyos bedeutet soviel wie Unkraut und wird für alle Pflanzenarten benutzt, die man nicht kennt oder die „nichts“ taugen. Das Los Yuyos hat eine alte Tradition bewahrt, in dem es weiter auf den Verkauf der verschiedenen Zuckerrohrschnäpse setzt, einige davon basieren noch auf Geheimrezepten aus dem vergangenen Jahrhundert.
L.A. DE HERRERA 4227 (ESQ. CUBO DEL NORTE)

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