Viele aussergewöhnliche Tänze und Rituale gibt es auf dem südamerikanischen Kontinent, doch wenige sind so ausgefallen wie der Danza de las tijeras, Danzaq oder auch Danza de gala, was alles mehr oder weniger Scherentanz bedeutet.

Der Scherentanz und seine Hintergründe

Getanzt wird dieser alte Ritualtanz in der Region Ayacucho, ohne dass der gleich mit den sonstigen Gebräuchen des Altiplano zu tun hätte. Als Musikinstrumente stehen vor allem die Harfe und die Violine im Vordergrund, dies allein macht schon einen gewaltigen Unterschied zu dem Rest der Gebräuche. Hinzu kommen Musikinstrumente wie: PINKULLU, RAWRAKU oder QAWQA O QAWQATU.
Unter den Einheimischen heisst der Tanz übrigens  auch «Supaypa Wasin Tusuq»: was so viel wie “Der Tänzer im Haus des Teufels” bedeutet. Es geht auch im tiefsten Inneren des Tanzes um einen Pakt mit dem Teufel. Woraus sich auch schliessen lässt, dass die katholischen Priester einen starken Einfluss ausgeübt hatten.  Obwohl Sie gerade deswegen der Tanz nie Einzug in die Kirchen halten konnte. Sie waren sogar im näheren Umkreis eines Gotteshauses verboten.

Scherentanz

Scherentanz

Der Danza de las Tijeras wird von den Stämmen zu unterschiedlichen Jahreszeiten in den Sierras von April bis Dezember getanzt. Die Folge des Ablaufes ist genau festgelegt und besteht aus

  • «Ensayo»
  • «Tonada»
  • «Huamanguino»
  • «Patara» oder «pasta» In dieser Phase wird nur auf den Zehenspitzen getanzt
  • «Cascabel»
  • «Caramuza»
  • «Agonía»

Der Scherentanz im Original und wie man an den Klamotten der Zuschauer erkennen kann, bei bitterer Kälte.

Die Tänze muss man als eine Art Wettkampf betrachten, der zwischen Mannschaften oder „Cuadrillas“ ausgetragen wird. Dabei tragen die Tänzer in der rechten Hand diese eigenartigen metallenen, einer Schere ähnelnden, Schneiden. Einige der teilweise grazilen Bewegungen sind nicht ganz ohne und können ohne entsprechendes Training sogar schmerzhaft werden. So ein Scherentanz Wettkampf kann sich bis zu 10 Stunden hinziehen, was den Teilnehmern einiges abverlangt.

Ursprünge des Scherentanzes in Peru

Die Ursprünge des Scherentanzes gehen auf die “tusuq laykas“ zurück. Dies waren einst und sind es auch heute noch. Priester, göttliche Gestalten, Hexer und Magier. Die Meister der dunklen Künste, die es schon lange vor dem Eintreffen der Spanier gab, wurden während der Kolonisation von den Eroberern verfolgt. Der Katholischen Kirche war jeglich Magie suspekt, nur die eigene nicht. Während der Kolonialzeit wurden die Tänzer dann als “supaypa wawan“ bekannt, was in der Sprache der Quechua so viel wie Sohn des Teufels heisst. Aufgrund der gnadenlosen Verfolgung durch die Katholiken flüchteten sich die Gläubigen in den die höchsten Andenregionen. Mit der Zeit dann wurden die Sitten und kulturellen Gebräuche durch die Eroberer wieder Schritt für Schritt akzeptiert, und man traute sich wieder in die Dörfer.

Einfluss der Spanier auf den Scherentanz

Ganz ohne Folgen blieben die Vertreibungen und die letztendliche Akzeptanz durch die Spanier aber dennoch nicht auf den Tanz. Im Laufe der Zeit wurden in den Originaltanz Bewegungen aus verschiedenen spanischen Tänzen mit eingebaut, darunter auch Schritte des jota, der in ganz Spanien getanzt wird und im 3/4-Takt steht, dazu ferner der  contradanza und der minúes. Auch die Kleidung ist nicht mehr die gleiche wie einst. Vieles der nun glitzenden Trachten ist auf spanische Ursprünge zurückzuführen. Der spanische Schriftsteller José María Arguedas hat den Scherentanz in verschiedenen seiner Romane und Novellen unsterblich gemacht. Bekannt ist vor allem „La Agonía de Rasu Ñiti“ aus dem Jahre 1962.

Getanzt wird der Scherentanz vor allem in der Sierra Central und im Süden Perus.