Chile und Patagonien naturnah erleben
Auch ich in Araukanien!
Wer die Natur in ihren mannigfaltigsten Formen erleben will, dem kann man das entlegene (16 bis 17 Flugstunden von Deutschland entfernte) CHILE nur empfehlen. Dort kann der Unternehmungslustige jene anregende Mischung aus Überwältigung, Ehrfurcht, Inspiration und Abenteuer finden, die das Unterwegssein in der Fremde so existentiell und wertvoll macht.
Im Westen die Weiten des Pazifiks, im Osten die bis 7000 m hohen Gipfel der Anden. Im Norden subtropische Trockengebiete, im Süden der Vorbote der Antarktis und letzte Posten menschlicher Zivilisation, das eisige Feuerland. Diese außergewöhnlichen Landschaften in verschiedenen
Klimazonen bergen eine einzigartige, wenn auch gefährdete Tier- und Pflanzenwelt.
Wenn die Chilenen ihr schmales, aber extrem lang gezogenes Land, als „ultimo rincón del mundo“, als letzten Winkel der Welt, bezeichnen, so tun sie es heute mit dem stolzen Bewusstsein einer aufstrebenden Nation, die nicht nur über eine sehr geringe Staatsverschuldung und einen hohen Lebensstandard verfügt, sondern trotz ihrer Randlage immer mehr Touristen anzieht, die mehr als Sonne und Strand suchen. Nicht zuletzt deshalb, weil es ob seiner bemerkenswerten topographischen Struktur so ungeheuer vielseitig ist und als sicheres Reisegebiet gilt. Dieses – außer im Ballungsraum Santiago und um Valparaíso – dünn bis gar nicht besiedelte Land, ist ein sehr abwechslungs- und kontrastreiches Land, ein Land mit vielen Gesichtern, ein „Land der Extreme“, das einem »Rätsel aufgibt, das am eisigen Südpol beginnt und sich bis zu Salzsteppen und-wüsten hinzieht, wo es ein Jahrhundert lang nicht regnet« wie Pablo Neruda, der wichtigste Repräsentant dieses „país de poetas“ in seinen Memoiren schrieb.
Und es bereitet damit die Qual der Wahl. Das Wohin ist freilich dann keine schwierige Frage, wenn man besondere Vorlieben hat. Schwieriger wird es, wenn man möglichst viele Facetten kennen lernen und sich einen nicht bloß ganz oberflächliche Überblick verschaffen möchte. Letztlich muss man sich
jedoch beschränken, es sei denn man hat genügend Zeit und Geld oder unternähme einen Parforce-Ritt durch die Breitengrade (es wären über 39).
Im äußersten Norden Chiles befindet sich der Lauca-Nationalpark, dort beeindrucken insbesondere die mehr als 6000 Meter hohen Zwillingsvulkane Parinacota und Pomerape. In Chile gibt es viele – darunter über 50 aktive – Vulkane, liegt es doch auf dem sogenannten „Ring of fire“, dem
zirkumpazifischen Feuergürtel.
In der farbenprächtigen Atacama-Wüste, deren extreme Trockenheit Astrologen aus aller Welt anzieht, gibt es keinen „Lichtsmog“ und daher erlauben die dort installierten Riesenteleskope einen Blick in die Milliarden Jahre alte Vergangenheit des Kosmos.
In der flachen, nur vom Wind belebten Pampa finden sich noch unentschlüsselte prähistorische Geoglyphen und ehemalige „oficinas“, Salpeter-Minen, samt der dazugehörigen „Geisterstädte“, die
als Relikte einst unermesslichen Reichtums von Profitsucht, Ausbeutung und der Vergänglichkeit des Glücks zeugen.
Pablo Neruda, der sich für die Kupfer- und Salpeter-Bergleute einsetzte, bevorzugte die temperierten Bergwälder Chiles, denn er wurde „im grünen Land mit den großen, urwaldartigen Wäldern geboren“. Seine Gedichte belegen die enge Verbundenheit mit seiner Heimatprovinz Arauco, in der ein majestätischer Baum wächst, die Chilenische Araukarie, eine der weltweit ältesten Pflanzen, die daher auch als „lebendes Fossil“ der südamerikanischen Anden bezeichnet wird. Deren schmackhafte
Samen (piñones) waren ein Grundnahrungsmittel der Mapuche, der Ureinwohner der mythischen Region Araukanien, für die dieser Baum ein Freund ist.
Die in der Weite des Pazifiks treibenden Osterinseln und der tiefe Süden Chiles mit Patagonien, das uns der „Dandy-Reporter“ Bruce Chatwin mit seiner Fabulierkunst so schmackhaft machte, bedarf keines näheren Hinweises, fehlt es doch in keinem Must-See-Führer und somit auch keinem ChileAngebot.
Das gilt vor allem für den weltberühmten, von bizarren, schwarz-weißen Kalk- und Granitriesen gekrönten Nationalpark Torres del Paine, einem idealen Wandergebiet. Spektakuläre
Bilder von abbrechendem Gletschereis und blaugrünen Bergseen locken jährlich 140.000 Besucher an.
Die großen Entfernungen in Nord-Süd-Richtung lassen sich meist nur mit dem Flugzeug bewältigen. Wer genügend Zeit oder nur ein kleines Budget für seine Chilereise hat, kann sich aber auchproblemlos mit dem Überlandbus bewegen und dabei schnell Kontakte knüpfen.
Seit 2008 gibt es aber auch den so genannten TransPacifico, ein sehr komfortables Hotel auf Schienen, das an Schneegipfeln, Vulkanen, Plantagen, Wäldern und Seen vorbei gleitet. Was wohl Pablo Neruda, der „Dichter der freien Natur“ und Sohn eines Lokomotivführers, zu dieser luxuriösen
Art des Reisens durch sein Land gesagt hätte?
Chile war und ist übrigens auch für viele deutsche Auswanderer ein gelobtes Land, eine tierra prometida. So erklärt sich auch, dass sich das deutsche Wort „Kuchen“ hier einbürgerte und daher von jedem verstanden wird. Die Einheimischen schätzen die Deutschen u.a. auch deshalb, weil der große
Universalgelehrte und Forschungsreisende Alexander von Humboldt überall in Subkontinent sehr angesehen ist und nach ihm nicht nur viele Schulen und Straßen, sondern auch ein wichtiges Klima- Phänomen, der Corriente de Humboldt, benannt wurde.
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