Der nur 64 Kilometer lange Rio Matanzas-Riachuelo, der auch am vielbesuchten Touristenviertel La Boca mit dem fotogenen Caminito vorbeiläuft ist die Schande Argentiniens.

Es ist kaum nachzuvollziehen wie viel Millionen Tonnen Müll und Schwermetalle sich in und um das Flussbecken angesammelt haben. Mittlerweile gehört der Fluss zu den fünf weltweit verseuchtesten Flüssen.  Fest steht, etwa 15 % der argentinischen Gesamtbevölkerung lebt, oder besser gesagt leidet, um den Fluss. Millionen von Dollar, die die Banco Interamericano de Desarrollo (BID) 1998 und jetzt wieder zur Reinigung der fliessenden Klärgrube zugeschossen hat, verschwanden schnell in korrupten dunkelen politischen Kanälen. Nur etwa 15 % der 250 Millionen Dollar kamen auch dort zur Verwendung, wo sie eigentlich geplant waren.

Der neue argentinische Umweltminister Juan José Mussi steht jetzt vor einer schier unlösbaren Aufgabe. Nach einer Untersuchung zufolge, haben sich entlang des Rio Rachuelo offiziell 4 100 mehr oder weniger erlaubte Industrien angesiedelt. Die unabhängigen Beobachter sprechen allerdings von 20 000 bis 30 000 Unternehmen. Der in das Flussbett eingelassene Müll reicht bis knapp unter die Wasseroberfläche und zuweilen darüber hinaus. Eine Kontrolle der Unternehmen, die regulär alle 180 Tage stattfindet sollte, ist nahezu unmöglich. Das Wort Eigenverantwortung hat in Argentinien auch keinen besonderen Stellenwert. Was dann damit einhergeht, sind chronische Haut- und Atemwegserkrankungen und die Krebsrate ist enorm hoch.

Ziel der Behörden ist es nun auf einer Fläche von 2.230 km2 die gigantische Menge von 70 000 Tonnen Müll zu entsorgen. Der dafür veranschlagte Zeitraum ist kaum vorhersehbar und wird zwischen 10 und 50 Jahren beziffert. Mit Sicherheit werden auch wieder einige Beteiligte sehr sehr reich werden.