Nachhaltig reisen ist oft Utopie – Selbstbetrug garantiert
Gerade lese ich von einer Blogparade mit dem Titel: Wie wichtig ist euch das Thema Nachhaltigkeit auf Reisen?, die mir zu denken gibt. Das Thema ist eine echte Herausforderung an jeden Reisenden, der sich über die Lage unseres Planeten mal etwas tiefer seine Gedanken macht. Im Grunde ist es nahezu nicht möglich 100 % nachhaltig zu reisen, ausser man reist nicht oder geht zu Fuss. Wer also nach Südamerika nicht gerade schwimmt oder sich mit einem Boot im Stile der Kontiki aufmacht, der kann das vergessen. Wir brauchen hier nicht zu erläutern welchen CO₂-
Warum überhaupt reisen? Kritik am Reisen
Ich mache mir in der letzten Zeit immer mehr meine Gedanken darüber, was es mit dem Reisen in der heutigen Zeit so auf sich hat. Von Sprachen, Leute und Kulturen kennenlernen kann da nicht mehr die Rede sein. Es handelt sich viel mehr dabei um ein Gehetze von einem Ort zum anderen. Was jetzt nicht unbedingt auf einen Urlaub bezogen werden muss. Nein. Es geht um das Abhaken von möglichst vielen Reisezielen, und das teilweise auch in kürzester Zeit. Man hat früher über die Japaner gelächelt, die mit ihren Kameras in zwei Wochen quer durch Europa kutschiert wurden. Was ist gross anderes daran, was die Reisenden heute machen? Organisierte Städtetouren, geführte Safaris oder ganze mehrwöchige Südamerikatrips mit eingebauter Abenteuergarantie nach Kolumbien, Argentinien oder Brasilien. Oder Kreuzfahrten, bei denen die Touristen von einer Nepperfalle in die nächste gelockt werden.
Ökologischer Individualismus scheint begrenzt möglich. Aber es müssen grosse Abstriche bei der Nachhaltigkeit gemacht werden. Es müssen Busse benutzt werden, was schon mal nicht schlecht ist. Aber halt auch nicht perfekt. Es werden Hotels und Hostels aufgesucht, die wenig ökologisch arbeiten, da es keine Alternativen gibt. Wer tourt kann vielleicht Couchsurfing machen, aber dann muss er hetzen, da eine Dauerunterkunft nicht möglich ist. Airbnb ist vielleicht ein Ding. Gibt ja auch noch andere Seiten. Aber das klappt nur dann, wenn man hinläuft. Immerhin, ein wenig Nachhaltigkeit ist dabei.
Was will man auf seinen nachhaltigen Reisen denn überhaupt?
Sind wir doch mal ehrlich. Fast alle, die sich in jedem Urlaub aufmachen, die mittelnahe oder weite Welt zu entdecken, kennen doch nicht einmal die nähere Umgebung ihrer Region, geschweige Deutschlands. Ok, das Wetter. Da haben wir einen Punkt, der Deutsche animiert mal ein paar Wochen der Heimat den Rücken zu kehren. Aber nachhaltig geht das kaum. Die nächsten dauerhaft warmen Regionen liegen mindestens ein paar hundert Kilometer, teilweise auch mehr als 1000 km entfernt. Diese Ziele erreicht man nur mit Autos, Bahn oder fliegend. Man sollte sich halt nicht zu viel auf dieses Modewort Nachhaltig-keit konzentrieren. Irgendwie ist das wie Bio und Öko. Schwammig halt.
Bewusst leben. Und das schon von der Basis beim täglichen Einerlei, das ist der Schlüssel zu einem nicht nur besseren Miteinander, sondern auch für eine bessere Umwelt. Doch da müssen alle mitmachen. Wenn das erst einmal funktioniert, muss man an Nachhaltigkeit beim Reisen weniger denken. Hundertprozent lässt es sich bei weiteren Reisen sowieso nicht machen. Da sollte man sich keiner Illusion hingeben. Wer sein Gewissen befriedigen will, der kann das mit einer Öko-Tour tun. Aber es ist Selbstbeschiss, in einem Öko-Hotel in Buenos Aires oder einem Öko-Hostel in Rio de Janeiro abzusteigen. Lachen tun dabei oft nur clevere Reiseanbieter, die mit faulen Öko-Reisen die Leute um den Finger wickeln.
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