Macht Reisen wirklich glücklich?
Gerade hab ich von einer Blogparade gelesen, die ein interessantes Thema hat. Kurzfristig habe ich mich entschlossen daran teilzunehmen, denn ich sehe das Thema Blogparade: Was macht glücklich auf Reisen? etwas differenzierter als die meisten. Der Grund warum ich daran zweifle, dass Reisen überhaupt glücklich macht, liegt zum einem in der vom Konsumterror regierten Welt und zum anderen von meinen vielen Erfahrungen mit Reisenden im Laufe der Jahre.
Auf Reisen leben
Nun bin ich kein gewöhnlicher Pauschi oder Backpacker, sondern ein Weltbürger, der seit 15 Jahren keinen europäischen Boden mehr betreten hat. Was nicht heissen soll, dass ich in ein bestimmtes Land ausgewandert bin. 3 Jahre Philippinen, 2 Jahre Thailand und 10 Jahre Südamerika hab ich hinter mir und dabei einiges erlebt – auch mit Reisenden. Ich hab zwar auch schon in der Tourismusbranche gearbeitet, aber davon halte ich mich seit Jahren fern. Mittlerweile wohne ich am Rio de la Plata in Uruguay in einem verschlafenen Fischernest. Touristen gibt es nur einmal im Jahr von Dezember bis März. Danach ist wieder alles tot. Doch ich mache mich zuweilen auf die Socken und schau mich in den touristischen Highlights des Landes wie Barra de Valizas oder Cabo Polonio um und rede dann mit den Travelern über ihre Erfahrungen.
Reisen macht unglücklich?
Leider muss ich feststellen, dass von Freude und Glück da nicht immer viel die Rede ist. Wer genauer hinhört, der stellt fest, dass gewisse Standards auf Reisen in Kauf genommen werden. Aber glücklich macht das die Leute nicht. Gerade in dem Fischerort Cabo Polonio, in dem es keinen Strom und damit auch kein Internet, Cyber und alles was damit zusammenhängt gibt, fällt einem immer wieder auf wie schnell die Leute gelangweilt sind. Mehr als 2 Tage hält es keiner aus. Obwohl surfen mit Seelöwen und Delfinen durchaus möglich ist. Abgesehen von den Trekkingtouren in den umliegenden Nationalpark. Ähnliches ist mir auch schon mal in einem ganz unbekannten Nationalpark in Uruguay aufgefallen. Im Parque Nacional Ersterros de Farrapos y Islas de Uruguay kann man sich auf eine der 17 Inseln, die im Rio Uruguay liegen, absetzen. Doch mit den Fischern ohne Strom leben hält kaum einer mehr als 2 Tage aus.
Die Jagd nach dem Reisekonsum und dem Event – der tödliche Reisestress
Alles muss schnell gehen, die Liste muss abgehakt werden. Die Erlebnisse müssen in Bild und Ton der Welt via Facebook, Twitter und Instagram möglichst live mitgeteilt werden. Der Geltungszwang raubt den Sinn des Reisens. Der ambientale und historische Background interessiert niemanden. Es muss was passieren: Action, Party, Abenteuer. Ansonsten kann man den Trip vergessen. Glücklich macht diese Jagd auf Events nicht. Das steht den erschöpften Reisenden immer ins Gesicht geschrieben. Und selbst diejenigen, die einen Slow-Urlaub machen jagen auch noch diesem hinterher. Ist es nicht der slowste der slowen. Dann ist man nicht glücklich.
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