Die ungewöhnlichsten Rituale – Schläge, Blut, Regen, Tot
Rund um den Globus gibt es zahllose Rituale, die seit Jahrtausenden von Indigenen teilweise auch heute noch in ihrer Originalform ausgeübt werden. Andere sind verschwunden oder wurden im Laufe der Zeit an die neuen Verhältnisse angepasst. Rituale können sich in Gebräuchen oder aber auch Tänzen ausdrücken. Dahinter verbirgt sich immer ein hoher Symbolgehalt. Wir schauen uns einmal an was es allein in den verschiedenen südamerikanischen Ländern für aussergewöhnliche Rituale zu entdecken gibt.
Todesrituale in Südamerika
Der Tod spielt bei den Ritualen immer eine grosse Rolle. So haben die Yanomami im tiefen Amazonas einen ganz ungewöhnlichen Brauch. Sie schmieren nach dem Tod eines Stammesmitglieds dessen Körper mit einer Creme ein und verzehren ein Jahr später die verbrannten Reste in einer Suppe. Und das alles um die Seele in das Paradies zu geleiten.
Schrumpfkopfherstellung in Ecuador
Immer noch werden in einigen Regionen in Ecuador in Peru von indigenen Stämmen wie den Aguaruna und den Shuar Schrumpfköpfe hergestellt. Besonders begehrt sind die Köpfe von Kriegern, die möglichst in einer Stammesschlacht getötet worden sind. Denn deren Kraft kann sich der Sieger nun zu eigen machen.
Tag der Toten in Mexiko
Auf der Halbinsel Yucatán holen die Familienmitglieder eines Verstorbenen genau dreieinhalb Jahre nach dessen Ableben die Knochen aus dem Grab und schmücken diese nach einer ausgiebigen zeremoniellen Reinigung zum Día de Muertos.
Rituelles Zeremoniell zum Aufstieg in der Stammeshierarchie
In vielen indigenen Stammesgemeinschaften müssen die jungen männlichen Stammesmitglieder erst einmal ihren Mut, ihre Stärke und ihr Tapferkeit beweisen, um als vollwertige Krieger anerkannt zu werden. Die Krahô im der brasilianischen Region Tocantins veranstalten einen Laufwettkampf. Weicheier gewinnen dort nicht. Nur wer einen zentnerschweren Baumstamm mit seinem Team als erster über die Ziellinie bringt, steigt im Ansehen des Stammes.
Die Enawenê-nawê im brasilianischen Bundesstaat Mato Grosso üben das yãkwa Ritual aus. Die verschiedenen Clans eines Dorfes feiern dabei über Monate mit Tänzen und Gesängen und bei grossen Essen die unterirdischen Götter der yakairiti.
Der männliche Stammesnachwuchs der Krajá in Mato Grosso und dem Bundesstaat Tocantins muss mit 7 oder 8 Jahren ein paar Schmerzen überstehen. Dann wird den Kids die Unterlippe perforiert. Als Hammer dient das Schlüsselbein eines Affen.
Die Yanomami im Amazonas, wir kennen sie schon, törnen sich auch gerne an. Dazu verwenden sie ein berauschendes Pulver der Yãkuãna Pflanze, das sie sich mit langen Rohren gegenseitig ins Gesicht blasen.
Herrscht in Ecuador und anderen Andenländern eine lange Dürre in bestimmten Regionen, was nicht selten ist, dann treten die alten Schamanen auf den Plan und bitten die Götter um Regen. Die Anhänger der Regenrituale bringen unter anderem auch frisches Wasser aus dem weit entfernt liegenden Titicacasee, um dieses mit dem Rest der Gesellschaft zu teilen.
Wenn das Blut in Strömen fliesst
Wer sich um die Weihnachtszeit in Peru aufhält, der sich nach Santo Tomás, der Hauptstadt der Region Chumbivilcas aufmachen. Dort und mittlerweile auch in anderen Städten und Dörfern findet alljährlich das Takanakuy Festival statt. Der Begriff stammt aus der Quechua Sprache und bedeutet so viel wie: Wenn das Blut kocht. Damit ist nicht das Blut in einem kochenden Kessel gemeint, sondern das Blut der Gemüter. Es geht nämlich richtig zur Sache bei den Zweikämpfen. Wenn sich die Männer ohne irgendwelchen Schutz prüglen bis die Nase gebrochen ist oder keiner mehr was aus den Augen sieht, ist das ja noch erträglich. Interessant wird es aber, wenn die Damen mit geballten Fäusten aufeinander losgehen. Da fliegen die Fetzen. Aber nach der Schlacht fällt man und frau sich freundschaftlich in die Arme.
festhalten, es geht richtig ab (Beginn 1:10 min)
Danca de las Tijeras – der Scherentanz
Ein gutes Beispiel für den Wandel der Rituale im Laufe der Jahre ist der Danca de las Tijeras, der unter den Einheimischen auch als «Supaypa Wasin Tusuq» bekannt ist, was so viel wie: “Der Tänzer im Haus des Teufels” bedeutet. Es geht auch im tiefsten Inneren des Tanzes um einen Pakt mit dem Teufel. Der Tanz, bei dem die Tänzer mächtige Scheren ähnliche Kappen auf ihren Fingern tragen, war während der Kolonialzeit verboten. Danach haben sich spanische Tanzelemente und auch Musikinstrumente ist das Ritual eingeschlichen.
Tanz mit den Pferden
Tanzende Pferde und schöne Frauen kann man bei einer Marinera in Peru erleben. Es ist kaum vorstellbar, dass Mensch und Tier so harmonisch miteinander im Rhythmus swingen können.
Natürlich gibt es allein in Südamerika noch weitaus mehr Stammesrituale. Auch in Bezug auf die Katholische Kirche haben sich viele Eigenarten im Laufe der letzten Jahrhunderte herausgebildet. Die Macumba zum Beispiel ist eine afro-brasilianische Religion, die mit christlichen Elementen vermischt ist. Auch sie ist eine monotheistische Religion mit teilweise stark heidnischen Gebräuchen wie dem Voodoo oder der Opferung von Tieren, bei der zum Gott Zumbi gebetet wird.
Schreibe einen Kommentar