Wer denkt in südamerikanischen Ländern wenig Steuern zahlen zu müssen, dem sei der Fall Uruguay vor Augen geführt. Eigentümer von Häusern, Grundstücken und Autos zahlen weit mehr Steuern als in den meisten europäischen Ländern.

Fakten: Ein Haus im Wert von 100.000 Dollar wird in Paris mit 200 US Dollar besteuert, in Mailand mit 440 und in Madrid mit 551 Dollar. In Montevideo sind es 1.200 US-Dollar. Ein Peugeot 306 Baujahr 96 wird in Madrid pro Jahr mit 100 Dollar, in London mit 274 U$ und in Montevideo mit 1.396 US-Dollar besteuert.
Was ist der Grund dafür?
Bis vor einigen Jahren gab es keine Einkommenssteuer in Uruguay, jetzt allerdings schon, denn zwischen 20 und 25 % gehen in den Staatssäckel. Der Umsatzsteueranteil liegt bei 22 %, das sind Werte, die weltweit zu den höchsten der Welt gehören.

In Europa sind die Immobiliensteuern fix und nicht progressiv. In Rom wird ein Haus im Wert von 50.000 U$ mit 0,46% bewertet – etwa 230 Dollar. Hat das Haus dort einen Wert von 200.000 Dollar bleibt der Steuersatz gleich. Nicht so in Uruguay. Angenommen ein Haus hat einen Wert von 50.000 Dollar so fallen 1% Steuern an – 500 Dollar, liegt der Wert des Hauses bei 200.000 Dollar so steigt der Steuersatz auf 1,2 % (2.400 Dollar) an. Die Progression kann bis zu 1,4 % je nach Wert des Hauses ausmachen. In Paris liegt der Satz gerade einmal bei 0,2 %. Ein Haus im Wert von 200.000 wird mit 400 Dollar belastet.

Die 19 Departements in Uruguay beziehen ihr Einkommen zum grössten Teil aus Steuermitteln für Grund und Boden und Fahrzeugen. Allein in Montevideo stieg das Steueraufkommen in den vergangenen 20 Jahren um 140 %, ohne die Inflation mit einzubeziehen. Lagen die Einnahmen im Jahr 1988 noch bei 71 Millionen Dollar, so waren es im Jahr 2008 schon 382 Millionen Dollar.
Ursachen sind vor allem in den Gehältern der Beamten der Verwaltung in Montevideo zu suchen, die wesentlich mehr verdienen als ihre Kollegen auf dem freien Arbeitsmarkt oder in anderen öffentlichen Stätten. Das ist besonders auf die Stärke der Gewerkschaften zurückzuführen, die in vergangenen Jahren die Gehälter noch oben gepuscht haben. Diese Kosten müssen natürlich irgendwo wieder hereingeholt werden. 1990 zahlte die Indendencia (Stadtverwaltung) für 14.000 Beamte Gehälter im Wert von 38 Millionen Dollar, heutzutage sind es 215 Millionen für 10.000 Beamte.

Der Automobilmarkt stellt ein weiteres Horroszenario in Uruguay dar. Ein Kleinwagen wie z. B. ein Honda Swift kostet in Uruguay 24.000 US$, von diesem Wert sind 11.760 % Steuern und der Rest von 12.240 Dollar verteilt sich auf den Gewinn, den Transport und die Versicherung. Eine spezielle Einfuhrsteuer (IMESI.) plus die hohe IVA (Umsatzsteuer) machen den Erwerb eines Neuwagen zu einem kostspieligen Unternehmen. In Kanda liegen die Steuern für den gleichen Wagen bei nur 14 %, in Uruguay sind es 49 %.

Stammt ein Importwagen in Chile aus einem Land mit dem Chile ein Handelsabkommen bestreitet, so liegen die Steuersätze zwischen 15 und 21 %.
Daher besitzen in Uruguay auch nur relativ wenige Haushalte ein Auto (nur ein Drittel der Haushalte etwa), 15.600 Haushalte besitzen zwei Wagen. Hinzu kommen die hohen Unterhaltungskosten für ein Auto. Das Benzin wird in Uruguay mit 44 % besteuert, einem der höchsten Sätze in Lateinamerika. Zu den hohen Kosten gesellen sich ein hohes Sicherheitsrisiko, da der nationale Fuhrpark völlig überaltert ist und nur notdürftig von den Besitzern Instand gehalten werden kann. Die Strassen in Uruguay sind ein Massengrab.

Und so wie es aussieht wird es nicht besser, denn am 9. Mai finden Wahlen statt bei denen schon klar ist, dass die Favoriten der Gewerkschaften als Gewinner hervorgehen. Vorab haben diese schon klare Lohnerhöhungen für die zehntausenden Beamten angekündigt. So soll das Einkommensminimum bei 32.000 Pesos, etwa 1.500 Dollar liegen. Damit werden die Steuern wohl weiter ansteigen.

www.bbc.co.uk