Wenn man in den Rio de la Plata Staaten Argentinien und Uruguay auf das Thema Pferd zu sprechen kommt, beginnen die Augen der meisten Einheimischen zu funkeln. Das Pferd und alles fast alles was damit zusammenhängt, ist echtes Kulturgut und fast heilig. Allerdings nur fast. Denn nicht alle sehen in dem Pferd und dem daraus gewonnen Fleisch ein edles Geschöpf, sondern viel mehr ein Exportgeschäft.

Spricht man einen Argentinier oder Uruguayer auf den Genuss von Pferdefleisch an, so wird er angewidert das Gesicht verziehen. Ähnlich wie bei den Indern und der Kuh – obwohl hier mehr ein religiöser Hintergrund vorliegt-  begibt man sich bei diesem Thema in eine Tabuzone. Das über alles geliebte Pferd, das aber auch gequält und geprügelt wird, zu verspeisen, ein wahres Unding.
Dabei ist das noch gar nicht so lange her mit den Pferden in Südamerika. Die Vierbeiner kamen erst mit der Eroberern vor ein paar hundert Jahren nach Südamerika, genau wie die Kühe. Von grosser Kultur kann da eigentlich gar keine Rede sein. Die europäischen und asiatischen Vorfahren haben jedoch schon einige Tausend Jahre zuvor auf dem Rücken der Pferde gesessen.
Es darf aber nicht vergessen werden, dass es bis vor 11 000 Jahren autoktone Pferde in Südamerika gab.

Die Latinos (Criollos) übertreiben jedoch gerne und reden von ihrer Kultur, ohne dabei zu wissen, dass sie selbst eigentlich gar keine echte Kultur haben. Alles kam von Übersee, und was nicht von Übersee kam, wurde oftmals schnellstens ausgemerzt. Indios mit ihrer eigenen Kultur will man heutzutage vielleicht mal wieder als Touristenmagnete sehen, aber jahrhundertelang waren sie Verfolgungen und Ausrottungsfeldzügen ausgesetzt.

 

Criollo Pferdefleisch auf den Teller

 

Dass allerdings nicht alle die Criollo-Pferde und die anderen Pferderassen in den Himmel heben, beweisen die Exportzahlen von Pferdefleisch. Das Nacional de Sanidad y Calidad Agroalimentaria de la Argentina (Senasa) weist darauf hin, dass im Jahre 2010 knapp 24 Millionen Tonnen Pferdefleisch im Wert von 75 Millionen Dollar ins Ausland exportiert wurden. Hauptabnehmerländer sind vor allem Staaten, in denen es Pferde schon vor Jahrtausenden gab, darunter Russland, Holland, Frankreich, Italien, Japan, Belgien und Deutschland.  Man schätzt, dass im Jahre 2009 weltweit etwa 145 000 Tonnen Pferdefleisch verarbeitet wurden.

In Argentinien durfte erst ab dem Jahr 1995 mit der Verarbeitung von Pferdefleisch begonnen werden, vorher war dies strikt verboten. Mittlerweile leben etwa 1,9 Millionen Pferde in Argentinien und es gilt zu wissen, dass die 75 Millionen Dollar im Vergleich zu den 1,047 Milliarden US-Dollar, die für Rindfleisch in die Kassen fliessen, ein verschwindend geringer Teil ist.